Die Reaktordruckbehälter in Kernkraftwerken werden in Intervallen von etwa zwölf bis achtzehn Monaten geöffnet, um abgebrannte Brennelemente durch neue zu ersetzen und die behördlich vor geschriebenen Prüfungen durchzuführen. Der Reaktor besteht aus dem Unterteil, dem so genannten Reaktordruckgefäß, und dem Oberteil, dem Deckel. Beide Teile werden mit bis zu 72 gleichmäßig am Umfang des Behälters angeordneten Schrauben und Muttern gegeneinander gepresst.
Um den Reaktor zu öffnen, werden die bis zu zwei Meter langen Schrauben alle gleichzeitig hydraulisch mit Kräften bis etwa 1.000 t je Schraube und Drücken bis zu 3.000 bar um nahezu 4 Millimeter in die Länge gezogen; der Fachmann spricht vom Schraubenspannen. So können die Muttern, die Abmessungen zwischen M150 und M210 haben, ohne großen Kraftaufwand gelöst werden. Danach werden die Schrauben ausgedreht und separat oder mit der Schraubenspannmaschine zu einer Lagerposition im Reaktorgebäude transportiert. Sodann wird der Behälterdeckel vom Unterteil abgehoben - der Druckbehälter ist geöffnet.
In der neuesten Generation der Schraubenspannmaschinen stellen das gleichzeitige hydraulische Dehnen und das Drehen der Schrauben nur eine von vielen Funktionen dar. Der Transport der Reaktorschrauben und Deckelmuttern ist heute ebenso in die Systeme integriert wie die Messung, Erfassung und Registrierung aller relevanter Betriebszustände und Parameter. So wird beispielsweise während eines Spannvorganges an allen Reaktorschrauben die aktuelle Schraubenlängung elektronisch erfasst, auf einem Bildschirm im Steuerpult der Spannmaschine angezeigt und über einen PC abgespeichert. Damit ist mit Beendigung eines Spannvorganges die Bestätigung über das ordnungsgemäße Verschließen des Reaktorbehälters abrufbar.